Herzlich willkommen zu einem neuen Beitrag rund um das Thema Aromatherapie und Mundgesundheit! Heute möchte ich dir zwei der häufigsten Beschwerden im Mundbereich näherbringen: Aphten und Parodontitis. Beide Erkrankungen betreffen viele Menschen und sind oft schmerzhaft sowie störend im Alltag. Doch es gibt auch hier gute Nachrichten: Ätherische Öle (nachdem sie in der traditionellen Medizin natürlich eine jahrhundertealte Verwendung hatten) haben in den letzten Jahren auch in wissenschaftlichen Studien großes Potenzial gezeigt, diese entzündlichen oralen Beschwerden durch ihre entzündungshemmenden und antimikrobiellen Eigenschaften zu lindern.
Was sind Aphten und Parodontitis?
Aphten, auch als Mundgeschwüre bekannt, sind kleine, schmerzhafte Wunden, die sich auf der Mundschleimhaut bilden. Sie sind weit verbreitet, und Schätzungen zufolge haben bis zu 25 % der Bevölkerung mindestens einmal in ihrem Leben mit ihnen zu kämpfen (Zielke, 2023) – oft wiederkehrend und immer sehr unangenehm. Die genaue Ursache von Aphten ist noch unklar, jedoch spielen das Immunsystem, Stress und Verletzungen der Mundschleimhaut eine Rolle. Sie sind schmerzhaft und können das Essen und Sprechen erschweren, verschwinden jedoch meist nach einigen Tagen bis Wochen von selbst.
Parodontitis, oft als Zahnfleischerkrankung bezeichnet, ist eine Entzündung des Zahnfleisches und des Zahnhalteapparats, die unbehandelt zu Zahnverlust führen kann. Sie ist eine der häufigsten chronischen Erkrankungen weltweit und betrifft vor allem Erwachsene. Laut dem Global Burden of Disease Study leiden weltweit rund 11 % der Menschen bereits an schwerer Parodontitis, was sie zu einer weit verbreiteten Gesundheitsproblematik macht (Ajdsm, 2023). Parodontitis entsteht durch Bakterien, die sich langanhaltend in den Zahnbelägen ansammeln und eine Entzündungsreaktion im Zahnfleisch hervorrufen.
Ätherische Öle und ihre Wirkung bei Mundgesundheitsproblemen
Ätherische Öle haben sich als vielversprechende natürliche Alternative zur Linderung von Entzündungen und Infektionen im Mundbereich erwiesen. Ihre bioaktiven Verbindungen können das orale Mikrobiom positiv beeinflussen und die Symptome von Aphten und Parodontitis reduzieren. Im Folgenden möchte ich dir einige der wichtigsten ätherischen Öle vorstellen, die bei diesen Beschwerden helfen können.
Gewürznelkenöl (Syzygium aromaticum)
Gewürznelkenöl ist bekannt für seine starken antibakteriellen und schmerzlindernden Eigenschaften. Der Wirkstoff Eugenol ist besonders wirksam gegen orale Krankheitserreger und wird seit Jahrhunderten in der Zahnheilkunde eingesetzt. Studien belegen, dass Gewürznelkenöl Entzündungen im Zahnhalteapparat reduzieren kann und somit zur Behandlung von Parodontitis geeignet ist (A et al., 2000; D & A, 2004).
Eukalyptusöl (Eucalyptus globulus)
Eukalyptusöl wirkt stark entzündungshemmend und hilft in Kombination mit anderen Pflanzenextrakten, das Zahnfleisch zu heilen und die Entzündung bei Parodontitis zu lindern. Es fördert die Durchblutung und trägt dazu bei, das Gewebe zu regenerieren, was für die Heilung von Zahnfleischerkrankungen von großer Bedeutung ist (N et al., 2003).
Salbeiöl (Salvia officinalis)
Salbeiöl hat beeindruckende antimikrobielle Eigenschaften und kann effektiv gegen schädliche Bakterien im Mund vorgehen. Es eignet sich hervorragend zur Unterstützung der Mundgesundheit, insbesondere bei der Bekämpfung von Krankheitserregern, die an der Entstehung von Parodontitis beteiligt sind (D & A, 2004; M et al., 1989).
Pfefferminzöl (Mentha piperita)
Pfefferminzöl wird oft wegen seines erfrischenden Effekts geschätzt, hat jedoch auch antiseptische Eigenschaften, die bei der Linderung von Mundproblemen hilfreich sind. Es kann helfen, Schmerzen zu lindern und Bakterien zu bekämpfen, die Entzündungen im Mundraum verursachen (D & A, 2004).
Laut Beier et al. sind nach Analysen des Labors für orodentale Mikrobiologie ODM Dres. Hauss in Kiel von mir jetzt stark vereinfacht dargestellt neben Nelke vor allem Lemongrass, Oregano und Teebaum wirksam gegen die stark virulente Leitkeime der Parodontitis (bspw. Aggregatibacter actinomycetemcomitans und andere mit interessanten Namen!). Diese ätherischen Öle sind per se überwiegend nicht nur gegenüber Keimen sondern auch der eigenen Mundschleimhaut angreifend und sollten niemals unverdünnt sondern im Gegenteil stark verdünnt angewendet werden. Bei Unklarheit über die Höchstgrenze frag bitte deine Aromatherapeutin, deinen Aromatherapeuten.
Weitere natürliche Mittel
Neben den klassischen ätherischen Ölen gibt es auch andere natürliche Substanzen, die bei der Behandlung von Mundproblemen helfen können.
Propolis und Pflanzliche Extrakte
Propolis, ein Bienenprodukt, kombiniert mit pflanzlichen Extrakten, hat starke antimikrobielle und entzündungshemmende Wirkungen, insbesondere gegen Candida albicans, einen häufigen Erreger von Mundentzündungen (M et al., 1989).
Ozonöl
Ozonöl ist zwar "nur"ein besonders behandeltes Trägeröl, zeigt jedoch ebenfalls vielversprechende Ergebnisse bei der Normalisierung der Zahnfleischgesundheit und der schnellen Reduzierung von Entzündungen (Gt et al., 2006).
Exkurs Ozonöl
Ozonöl oder ozonisiertes Öl ist ein Öl, das durch das Einleiten von Ozon (O₃) in ein Trägeröl, oft Olivenöl oder Sonnenblumenöl, hergestellt wird. Ozon ist ein Molekül aus drei Sauerstoffatomen und hat stark oxidative Eigenschaften. Durch die Sättigung des Trägeröls mit Ozon entstehen sogenannte Ozonide, die für ihre potenziellen gesundheitlichen Vorteile bekannt sind, insbesondere bei der Behandlung von Haut- und Schleimhautproblemen, einschließlich im Mundbereich.
Anwendung von Ozonisiertem Öl:
Antibakterielle und antivirale Wirkung: Ozonöl wird häufig aufgrund seiner stark desinfizierenden Eigenschaften verwendet, da es eine Vielzahl von Mikroorganismen abtöten kann, darunter Bakterien, Viren und Pilze.
Förderung der Wundheilung: Es wird verwendet, um die Heilung von Entzündungen und Geschwüren, wie z. B. Aphten oder Parodontitis im Mund, zu fördern.
Reduzierung von Entzündungen: Ozonöl hat entzündungshemmende Eigenschaften und kann dabei helfen, gereiztes Gewebe zu beruhigen und die Genesung zu beschleunigen.
Obwohl Ozonöl nicht zu den ätherischen Ölen zählt, wird es in einigen therapeutischen Anwendungen als unterstützende Behandlung eingesetzt. Es ist wichtig, das Ozonöl richtig zu dosieren und es nicht übermäßig zu verwenden, da es in hoher Konzentration reizend wirken kann.
Die Forschung zu Ozonöl und seiner Anwendung im medizinischen Bereich nimmt zu, doch sollte man bei der Anwendung auf Qualität und korrekte Anwendungshinweise achten.
Wirkungsmechanismen von ätherischen Ölen
Die bioaktiven Verbindungen in ätherischen Ölen spielen eine entscheidende Rolle bei der Modulation des oralen Mikrobioms und tragen so zur Reduktion von Entzündungen bei. Diese Eigenschaften machen ätherische Öle zu einer wirksamen Alternative oder Ergänzung zu herkömmlichen Behandlungen.
Antimikrobielle Effekte
Ätherische Öle besitzen antibakterielle Eigenschaften, die gegen gängige Mundpathogene wirken. Sie können die Bildung von Biofilmen stören und die Ansammlung von Plaque reduzieren, was wiederum das Risiko von Zahnfleischerkrankungen senkt (Radu et al., 2023; Pradhan et al., 2024). Eugenol, das in Gewürznelkenöl vorkommt, und Linalool haben sich als besonders wirksam gegen Plaque-bildende Bakterien erwiesen und zeigen in Studien eine ähnliche Wirkung wie synthetische Mittel (Pradhan et al., 2024).
Entzündungshemmende Eigenschaften
Ätherische Öle können die Entzündungsreaktionen bei Parodontitis modulieren, die durch mikrobielle Plaque und die Reaktion des Körpers darauf verursacht werden. Studien zeigen, dass ätherische Öle dysbiotische Mikrobiome in einen gesünderen Zustand versetzen können, was die klinischen Anzeichen von Gingivitis reduziert (Hashim et al., 2024; Min et al., 2024).
Anwendungsmöglichkeiten von ätherischen Ölen im Mundraum
Ätherische Öle können auf verschiedene Arten zur Verbesserung der Mundgesundheit verwendet werden. Dabei ist es wichtig, sie sicher und korrekt zu dosieren. Die maximale Konzentration von ätherischen Ölen in Mundpflegeprodukten sollte lt. Tisserand und anderen Experten bei 1,5 % liegen, um Reizungen zu vermeiden.
Hier sind einige Ideen, wie du ätherische Öle in deine Mundpflegeroutine integrieren kannst:
Ölziehen: Beim Ölziehen nimmst du einen Teelöffel Pflanzenöl in den Mund, bewegst es gründlich im Mundraum hin und her, ziehst es durch die Zähne und spülst damit einige Minuten den Mund aus, bevor du es ausspuckst. So werden Bakterien und Giftstoffe, die sich im Mund und in den Zahnzwischenräumen angesammelt haben, gebunden. Achte darauf, das Öl nicht zu schlucken, und spüle deinen Mund danach mehrmals mit Wasser aus. Mehr zum Ölziehen erfährst du in meinem Blogartikel hier.
Mundspülung: Mische ein bis mehrere Hydrolate (wie Pfefferminz oder Salbei) und spüle den Mund damit aus. Herrlich erfrischend und eine Wohltat für den Mundraum. Auch bei kleineren Wunden, Entzündungen und Ulcern ist so ein Hydrolatspray die reinste sanfte Wunderwaffe. Für ORY Berlin habe ich ein Mundspray aus Pfefferminz-, Salbei-, Rosmarin- und Thymianhydrolat kreiert, was bei allen Kund:innen und Patient:innen der Riesenhit ist!
Zahnpasta: Mit Kokosöl kannst du ganz einfach eine Nebenproduktfreie Zahncreme herstellen, die gleichzeitig noch antibakteriell wirkt und wunderbar für das Zahnfleisch ist: Erwärme Kokosöl sanft im Wasserbad, falls es noch fest ist. Sobald es anfängt zu schmelzen, füge Natronpulver (in Lebensmittelqualität) hinzu und rühre es gut unter. Fülle die Mischung in einen passenden Behälter um. Ist das Kokosöl durch Raumtemperatur schon weich, kannst du das Natron direkt hinzufügen und kräftig rühren. Für etwas Frische kannst du bspw. ätherisches Minzöl verwenden, für empfindliches Zahnfleisch Salbeiöl, bei Neigung zu Aphten Teebaumöl usw. Sei sparsam mit der Dosierung! Wenig hilft schon viel!
Zahnzwischenraum-Reinigung: Bei Parodontitis ist es besonders wichtig, die Zahnzwischenräume gründlich zu reinigen, da sich dort oft Plaque und Bakterien ansammeln, die Entzündungen fördern können. Zahnseide, Interdentalbürsten oder spezielle Mundduschen sind dafür geeignet. Durch die Reinigung der Zahnzwischenräume kann die Bakterienmenge reduziert und die Heilung des Zahnfleisches unterstützt werden. Meinen Patient:innen empfehle ich u.a. auch, die Zahnseide oder Zahnseidestäbchen mit einer antibakteriellen und entzündungshemmenden ätherisch-Öl-Mischung zu beträufeln und dann die Zahnzwischenräume damit zu reinigen. Das funktioniert i.d.R. sehr gut! Bei bereits fortgeschrittener Parodontitis sollte die Anwendung von Zahnseide immer sehr vorsichtig erfolgen, da das entzündete Zahnfleisch empfindlich sein kann. Eine Beratung durch einen Zahnärztin oder Dentalhygieniker*in ist empfehlenswert, um die richtige Technik und das passende Hilfsmittel auszuwählen, ohne das Zahnfleisch zusätzlich zu reizen.
Hydrolate und andere Pflanzenextrakte bei Parodontitis und Aphten
Auch Hydrolate haben durch ihren sanften Anteil an wirksamen Stoffen Effekte bei der Behandlung von Parodontalerkrankungen wie Parodontitis und Mundgeschwüren wie Aphten gezeigt – und sie sind natürlich oft einfach besser verträglich für den Mund und die Mundschleimhaut. Während die Studienlage noch nicht so weit ist gibt es in der Literatur vielfältige Ansätze für antiinflammatorische und analgetische Hydrolate für die Mundhygiene:
Wirksame Hydrolate für den Mundraum
Lorbeerhydrolat & Ravintsarahydrolat bei Aphten: Den Mundraum mit den beiden Hydrolaten im Wechsel vaporisieren – auch für Babies und Kinder geeignet (L. Bosson)
Lorbeer-, Pfefferminz-, Zimt- und Schafgarbenhydrolat bei Zahnfleischentzündung: Vaporisierung des Mundraums und Mundspülungen mit den genannten Hydrolaten (L. Bosson)
Loorbeerhydrolat & Teebaumhydrolat für die Mundhygiene: Den Mundraum mit den beiden Hydrolaten im Wechsel vaporisieren – auch für Babies und Kinder geeignet (L. Bosson)
Hydrolate bieten also eine sanfte und oft gut verträgliche Alternative zu herkömmlichen Behandlungen und können in der täglichen Mundpflege oder bei akuten Beschwerden sehr gut unterstützend wirken.
Voilà und Abschluss
Wenn man bedenkt, dass viele Erkrankungen ihren Ursprung im Mund haben und oft nicht wahrgenommen und behandelt wurden eröffnet sich ein weites Feld für ätherische Öle und Hydrolate, die zudem eine vielversprechende natürliche Unterstützung bei der Behandlung von Aphten und Parodontitis bieten. Ihre antimikrobiellen und entzündungshemmenden Eigenschaften können helfen, das orale Mikrobiom zu regulieren und Entzündungen zu lindern. Wie immer sollte die Anwendung stets vorsichtig und nach den geltenden Sicherheitsempfehlungen erfolgen. Aber eins ist sicher: wenn du heute anfängst wirst du für deine allgemeine und deine Mundgesundheit einen Riesenunterschied machen.
Und wie immer: schreib mir, wenn du Fragen hast. Ich freue mich auf deine Nachricht.
Referenzen
Zielke, M. (2023). SOM 2. https://www.gzmsymposium.de/uploads/9/6/5/0/96502494/zielke_som_2_2023.pdf
Radu, A. et al. (2023). Antibacterial Properties of EOs. International Journal of Oral Health Research.
Pradhan, R. et al. (2024). The Impact of Linalool on Oral Pathogens. Dental Health Studies.
Hashim, M. et al. (2024). Essential Oils and Gingivitis. Journal of Periodontology.
Min, Y. et al. (2024). Clinical Trials on EO Mouthrinses. Journal of Oral Health and Hygiene.
A, A. et al. (2000). Clove Oil and Its Effects on Periodontium Diseases.
D & A. (2004). The Role of Sage Oil in Oral Health.
M et al. (1989). The Impact of Propolis and Plant Extracts on Oral Microflora.
Gt et al. (2006). The Efficacy of Ozone Oil in Periodontal Health.
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