Ölziehen: Natürliche Mundpflege für eine gesunde Mundschleimhaut und ein ausgeglichenes Mundmikrobiom
- juliafalkenstein
- 7. Okt. 2024
- 7 Min. Lesezeit
Ölziehen, eine traditionelle Technik aus dem Ayurveda, hat in den letzten Jahren wieder an Popularität gewonnen. Mit einfachen Pflanzenölen wie Sesamöl, Sonnenblumenöl, Schwarzkümmelöl und Sanddornöl kannst du deine Mundschleimhaut pflegen und das Mundmikrobiom stärken. Studien belegen, dass diese Öle entzündungshemmend wirken und das Wachstum schädlicher Bakterien im Mund verhindern. Doch Ölziehen bietet mehr: Durch die Kombination mit ätherischen Ölen wie Lemongrass, Manuka oder Lavendel wird das Ölziehen noch effektiver und fördert zusätzlich die Gesundheit von Zähnen und Zahnfleisch.

In diesem Blogartikel beleuchte ich, was Ölziehen ist, warum es wirkt, welche Pflanzenöle und ätherischen Öle du verwenden solltest, wie oft und wann du es anwenden kannst und welche wissenschaftlichen Hintergründe hinter dieser alten Technik stehen.
Was ist Ölziehen und wie funktioniert es?
Das Ölziehen, auch bekannt als „Kavala Graha“ oder „Gandusha“, ist eine traditionelle Praxis aus der ayurvedischen Medizin, einer über 3000 Jahre alten Heilkunde aus Indien. Ursprünglich diente es der Reinigung und Pflege des Mundraums sowie der Entgiftung des Körpers. Der Begriff „Ölziehen“ bezieht sich auf das Hin- und Herziehen von Öl im Mund, das Giftstoffe binden und so das Immunsystem entlasten soll. Laut Ayurveda hilft das tägliche Ölziehen, die „Doshas“ auszugleichen, die Mundgesundheit zu verbessern und systemische Krankheiten zu vermeiden.
In der modernen Anwendung wird Ölziehen als wirksame Methode angesehen, um die Mundhöhle zu reinigen, Plaque zu reduzieren, das Mundmikrobiom zu pflegen und die Mundschleimhaut zu beruhigen. Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass regelmäßiges Ölziehen die Anzahl schädlicher Bakterien im Mund signifikant reduzieren kann, was zu einer verbesserten Mundgesundheit führt - und auch zu einer allgemein verbesserten Gesundheit. Denn die Bakteriengifte aus dem Mund können ins Blut gelangen und unterschiedliche Organe befallen und so zu Kopf- oder Gelenkschmerzen, Magen-Darm-Problemen, Herz-Kreislauf-Beschwerden oder seelischen Verstimmungen führen! Geringer oder zu saurer Speichelfluss oder Medikamente fördern noch diese Challenges.
Wirkung auf die Mundschleimhaut und das Mundmikrobiom
Die Mundschleimhaut und das Mundmikrobiom spielen eine entscheidende Rolle für die orale und allgemeine Gesundheit. Die Mundschleimhaut schützt nicht nur vor Keimen, sondern resorbiert auch verschiedene Substanzen. Das Mundmikrobiom, bestehend aus Millionen von Mikroorganismen und das zweitgrößte Mikrobiom im Körper, ist für das Gleichgewicht von „guten“ und „schlechten“ Bakterien verantwortlich. Ein Ungleichgewicht kann zu Mundgeruch, Karies, Zahnfleischentzündungen und anderen systemischen Erkrankungen führen.
Beim Ölziehen umhüllt das Öl die Schleimhaut und dringt in die Zahnzwischenräume ein, wo es Bakterien bindet und deren Ansiedlung auf den Zähnen verhindert. Studien haben gezeigt, dass das regelmäßige Ölziehen Bakterien wie *Streptococcus mutans*, die Hauptursache für Karies, signifikant reduzieren kann .
Die besten Pflanzenöle für das Ölziehen
In meiner Lieblingsmischung, die auch vor 2 Jahren bei ORY-Berlin in den Verkauf gegangen ist, verwende ich eine Mischung aus altbewährten und regionalen Meistern für die Mundschleimhaut:
Sesamöl
Sesamöl ist eines der am häufigsten verwendeten Öle im Ayurveda und wird seit Jahrhunderten wegen seiner entzündungshemmenden und antibakteriellen Eigenschaften geschätzt. Es enthält hohe Konzentrationen an Linolsäure, einer mehrfach ungesättigten Fettsäure, sowie Antioxidantien wie Sesamol und Sesaminol, die freie Radikale neutralisieren können. Studien haben gezeigt, dass Sesamöl effektiv dabei hilft, Plaque zu reduzieren und die Mundhygiene zu verbessern.
Sonnenblumenöl
Sonnenblumenöl ist leicht erhältlich und enthält hohe Mengen an Vitamin E und Fettsäuren, die für ihre haut- und schleimhautschützenden Eigenschaften bekannt sind. Das Öl hat antioxidative und entzündungshemmende Effekte, die zur Beruhigung der Mundschleimhaut beitragen und das Mundmikrobiom positiv beeinflussen. Eine Studie bestätigte, dass Sonnenblumenöl ähnliche Effekte wie Sesamöl auf die Reduktion von Plaque und Zahnfleischentzündungen hat.
Schwarzkümmelöl
Schwarzkümmelöl (Nigella sativa) wird in der traditionellen Medizin für seine antimikrobiellen und entzündungshemmenden Eigenschaften verwendet. Es enthält Thymochinon, einen bioaktiven Inhaltsstoff, der gegen eine Vielzahl von Bakterien und Pilzen wirkt. Die antimikrobielle Wirkung von Schwarzkümmelöl kann helfen, schädliche Mikroben im Mundraum zu bekämpfen und das Risiko von Zahnfleischerkrankungen zu verringern.
Sanddornöl
Sanddornfruchtfleischöl (Hipphophae rhamnoides) ist reich an Omega-7-Fettsäuren, Vitaminen und Antioxidantien, die eine schützende und regenerierende Wirkung auf die Schleimhäute haben. Es wirkt entzündungshemmend und fördert die Heilung von Gewebeschäden. Durch seine feuchtigkeitsspendenden Eigenschaften ist es ideal zur Pflege der Mundschleimhaut geeignet.
Kokosöl
Kokosöl ist eine beliebte Wahl fürs Ölziehen, da es dank seines hohen Gehalts an Laurinsäure stark antibakteriell wirkt. Es bekämpft schädliche Bakterien wie Streptococcus mutans, die Karies verursachen, und reduziert Plaque sowie Zahnfleischentzündungen. Studien zeigen, dass Kokosöl das Mundmikrobiom unterstützt und die Mundschleimhaut schützt – ideal für die tägliche Mundpflege.

Ätherische Öle für das Ölziehen
Die Kombination von Pflanzenölen mit ätherischen Ölen potenziert die Wirkung des Ölziehens. Ätherische Öle sind wie wir wissen hochkonzentrierte pflanzliche Extrakte, die starke antimikrobielle, entzündungshemmende und heilende Eigenschaften besitzen. Es ist wichtig, ätherische Öle in einer sicheren und gut erforschten Dosierung zu verwenden.
Gemäß Tisserand und Young (Essential Oil Safety) müssen ätherische Öle in Mundpflegeprodukten sehr niedrig dosiert werden, um Reizungen der empfindlichen Schleimhäute zu vermeiden. Eine Konzentration von 0,1% bis 0,5% ist maximal für den Mundraum geeignet und wirkungsvoll ausreichend. Diese Dosierung verwende ich persönlich immer auch in Mundzieh-Mischungen zuhause, und auch das Mundziehöl von ORY-Berlin ist in einer 0,5%igen Dosierung gemischt. Lasst euch nicht treiben vom Gedanken "dann merke ich ja gar nichts" - wenn du die Öle stark merkst ist es eben schon zu stark für deine Mundschleimhaut. Im folgenden nenne ich dir sehr wirksame ätherische Öle für ein Mundziehöl, und du wirst sehen dass einige davon sehr potente und reizende Inhaltsstoffe enthalten. Aber eben auch sehr gut pathogen arbeiten. Genau daher nimm nur einen Hauch, einen Schimmer, eine Zahnstocherspitze des Öls, und du hast die Wirkung der Inhaltsstoffe und bleibst trotzdem sanft auf der Haut.

Welche ätherischen Öle sind also besonders keimausgleichend?
Lemongrass (Cymbopogon citratus)
Lemongrassöl (z.B. bei feeling hier) hat starke antibakterielle Eigenschaften und wirkt besonders gut gegen Bakterien wie Streptococcus mutans und Lactobacillus acidophilus, die für Karies verantwortlich sind. Eine Studie zeigte, dass Lemongrassöl das Wachstum von Plaquebakterien hemmt und somit die Zahngesundheit fördert. (Achtung: schleimhautreizend in zu hoher Dosierung)
Manuka (Leptospermum scoparium)
Manukaöl (z.B. von feeling oder Oshadi hier) ist bekannt für seine kraftvollen antimikrobiellen und entzündungshemmenden Eigenschaften. Es wird in der Mundpflege verwendet, um Zahnfleischentzündungen zu lindern und das Wachstum von pathogenen Keimen im Mundraum zu hemmen .
Nelke (Syzygium aromaticum)
Nelkenknospenöl enthält Eugenol, das für seine schmerzlindernden, antimikrobiellen und entzündungshemmenden Eigenschaften bekannt ist. Es wird traditionell zur Linderung von Zahnschmerzen und zur Desinfektion des Mundraums verwendet. Eine Studie bestätigte die Wirksamkeit von Nelkenöl gegen Mundbakterien .
Lavendel (Lavandula angustifolia)
Lavendelöl (z.B. bio bei feeling oder Hochland-Lavendel bei Oshadi) ist für seine beruhigenden und heilenden Eigenschaften bekannt. Es hilft bei der Regeneration angegriffener Schleimhäute und hat ebenfalls sehr sanfte und doch wirksame antimikrobielle Eigenschaften, die schädliche Bakterien im Mund bekämpfen .
Oregano (Origanum vulgare)
Oreganoöl (z.B. bei feeling oder Oshadi) ist eines der stärksten antimikrobiellen ätherischen Öle. Es enthält Carvacrol, das gegen eine Vielzahl von Bakterien und Viren wirkt. Oreganoöl kann beim Ölziehen eingesetzt werden, um das Mundmikrobiom zu regulieren und Zahnfleischentzündungen vorzubeugen .
Karottensamen (Daucus carota)
Karottensamenöl (auch hier) ist reich an Antioxidantien und hat entzündungshemmende Eigenschaften. Es hilft, die Mundschleimhaut zu regenerieren und unterstützt die Heilung von Entzündungen im Mundraum .
Neroli (Citrus aurantium)
Das kostbare und wohlriechende Neroliöl (z.B. bei feeling hier und bei Oshadi bio hier) hat beruhigende und entzündungshemmende Eigenschaften und unterstützt die Regeneration der Mundschleimhaut. Es wird traditionell in der Pflege empfindlicher Haut und Schleimhäute verwendet. (Da es einen sehr hohen Preis hat, man aber nur wenige Tropfen braucht wird Neroliöl von den Herstellern oft als Mischung bereits verdünnt in Jojobaöl verkauft. Das ist super für den Geldbeutel, achtet nur darauf bei euren Mischungen.)
Anwendung und Dosierung beim Ölziehen
Für das Ölziehen wird empfohlen, täglich 10-15 Minuten lang 1 Esslöffel Pflanzenöl (von einer Mischung aus z.B. 100 ml Sesam-, Sonnenblumen-, Schwarzkümmel- oder Kokosöl mit max. 10 Tropfen ätherischer Öle) im Mund hin und her zu bewegen. Die Gesamtkonzentration von etwa 0,1% sollte die Schleimhäute nicht reizen.
Ölziehen sollte idealerweise morgens auf nüchternen Magen durchgeführt werden, um die maximale Reinigung und Entgiftung zu gewährleisten. Anschließend wird das Öl ausgespuckt und der Mund mit warmem Wasser ausgespült. Danach kann die Zunge mit einem Zungenschaber gereinigt werden, um alle verbleibenden Toxine zu entfernen.
Der entgiftende Weg des Ölziehens
Durch das Ölziehen werden Giftstoffe und Mikroben aus der Mundhöhle gebunden und ausgeschieden. Einige Studien vermuten, dass der Prozess des Ölziehens Bakterien und andere schädliche Substanzen im Öl einschließt, die anschließend mit dem ausgespuckten Öl entfernt werden.
Ätherische Öle verstärken diese Wirkung zusätzlich, indem sie antibakterielle, antivirale und entzündungshemmende Eigenschaften bieten. Beispielsweise wirken ätherische Öle wie Lemongrass oder Nelke direkt auf schädliche Keime, reduzieren Entzündungen im Mund und unterstützen die Balance des Mundmikrobioms. Studien belegen zudem, dass sie das Immunsystem stärken und Heilungsprozesse fördern.
Insgesamt verbessert das regelmäßige Ölziehen mit ätherischen Ölen nicht nur die Mundhygiene, sondern unterstützt auch die Entgiftung des Körpers und kann Zahnfleischprobleme lindern. Kombiniert mit ergänzenden Maßnahmen wie der Zungenschabung hilft es, eine gesunde Mundflora zu erhalten und das Risiko von Karies und Entzündungen zu verringern. Zungenschaben als ideale Ergänzung zum Ölziehen

Zungenschaben ist eine alte ayurvedische Praxis, die perfekt mit dem Ölziehen kombiniert werden kann. Durch das Schaben der Zunge werden Beläge, Bakterien und Giftstoffe entfernt, die sich über Nacht auf der Zungenoberfläche ansammeln. Diese Ablagerungen können zu Mundgeruch und Ungleichgewichten im Mundmikrobiom führen.
Das Zungenschaben vor dem Ölziehen verbessert die Effizienz des Ölziehens, da es die Oberfläche der Zunge reinigt und den Mund optimal auf die anschließende Reinigung durch das Öl vorbereitet. Studien zeigen, dass Zungenschaben die Mundgesundheit fördert, indem es die Ansiedlung schädlicher Bakterien reduziert und die Zungenrezeptoren frei hält, was auch das Geschmacksempfinden verbessern kann.
Zusammen mit dem Ölziehen trägt das Zungenschaben zur vollständigen Mundpflege bei und unterstützt die allgemeine Mundhygiene.
Für alle non-Oiler: 😇
Für einige Menschen kann die ölige Textur beim Ölziehen unangenehm sein, und es fällt ihnen schwer, sich daran zu gewöhnen. Dabei sind die Trägeröle natürlich ultra wertvoll für die Mundgesundheit, da sie entzündungshemmende und antibakterielle Eigenschaften bieten. Wer jedoch Probleme mit der öligen Konsistenz hat oder sich unwohl fühlt, kann als Alternative auch Hydrolate verwenden oder mit diesen wenigstens anfangen (bevor es irgendwann zum Ölen geht). Das Spülen, Ziehen und Gurgeln mit Hydrolaten ist eine sanfte und dennoch effektive Methode, das Mundmikrobiom zu unterstützen. Hydrolate wie Kamille, Pfefferminze oder Salbei bieten ebenfalls antibakterielle und entzündungshemmende Wirkungen und können die Mundflora schonend pflegen, ohne die ölige Textur. (Auch hier immer auf Bioqualität achten - du willst ja nicht detoxen und gleichzeitig wieder eventuelle Schadstoffe aus der Produktion über den Mund aufnehmen! Oder?) Voilà. Und jetzt viel Freude bei der Mundhygiene! 🌿
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