Aromatische Hilfe bei Allergien: Wie ätherische Öle Symptome lindern und die Histaminintoleranz verbessern können
- juliafalkenstein
- 19. März
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 25. März

Ätherische Öle & Allergien: Natürliche Unterstützung bei allergischen Beschwerden
Allergien sind bei uns in der Praxis allgegenwärtig und weltweit auf dem Vormarsch. Millionen von Menschen leiden unter Heuschnupfen, Hautreaktionen oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten. In der Forschung gewinnen ätherische Öle immer mehr an Bedeutung, da sie entzündungshemmende, beruhigende und immunsystemmodulierende Eigenschaften haben. In diesem Artikel gibt wieder, was ich in der Praxis meinen Patient:innen erkläre, was bei einer allergischen Reaktion im Körper passiert, welche Behandlungsoptionen es gibt und wie ätherische Öle gezielt eingesetzt werden können.
Was sind Allergien?
Eine Allergie ist eine übermäßige Reaktion des Immunsystems auf normalerweise harmlose Substanzen wie Pollen, Tierhaare oder bestimmte Nahrungsmittel. Das Immunsystem erkennt diese Stoffe fälschlicherweise als Bedrohung und reagiert mit einer verstärkten Ausschüttung von Histamin und anderen Entzündungsmediatoren.
Allergien manifestieren sich nach einem Kontakt mit einer Substanz, die eine spezifische Immunantwort aktiviert. Sie ruft lymphatische Gedächtniszellen auf den Plan, die massiv IgE-Antikörper auf den Plan rufen. Diese binden sich an Mastzellen und Granulozyten, aktivieren die Histaminausschüttung mit einer lokalen Vasodilatation was wiederum zu Rötungen und Ödemen/Schwellungen führt.
Typische Symptome:
Juckreiz, Hautausschlag (Nesselsucht, Ekzeme)
Niesreiz, verstopfte oder laufende Nase (allergische Rhinitis)
Atembeschwerden, Asthma
Verdauungsprobleme wie Blähungen oder Durchfall
Ätherische Öle und Allergene
Man muss wissen, dass ätherische Öle verschiedene Allergene beinhalten können, es ist also immer möglich, auch eine allergische Reaktion durch die Verwendung ätherischer Öle auszulösen.
Dennoch ist zu bemerken:
Die empfindlichste Stelle sind die Atemwege. Eine Inhalation ätherischer Öle (wie über einen AromaStick, aber auch einen Diffuser) begünstigt allergische Reaktionen falls du prädisponiert bist.
Die allergische Reaktion, die über die Inhalation favorisiert wird, lässt sich nicht auf andere Wege übertragen. So ist 1,8-Cineol Auslöser für allergische Reaktionen bei einigen Asthmapatient:innen bspw., die Gabe des gleichen Wirkstoffs (der ja bspw. in Eukalyptus-Öl enthalten ist, aber auch in vielen anderen ätherischen Ölen) über Kapseln oder Zäpfchen ist nicht allergen.
Man darf auch nicht Allergie und Irritation verwechseln. Wenn du bspw. Zimt-Öl auf die Haut bringst, erhältst du mit großer Wahrscheinlichkeit eine Rötung, ein Erythem. Das ist aber keine allergische Reaktion, sondern der Effekt einer unverdünnten Anwendung eines hautreizenden Öls.
Falls du allergisch auf Pollen einer Pflanze bist, heißt das nicht automatisch, dass du auch allergisch auf das ätherische Öl dieser Pflanze bist. Bspw. sind Allergiker auf Zypresse tolerant gegenüber dem ätherischen Öl der Zypresse. U.a.m.
Es ist immer angeraten, einen Haut-Test eines ätherischen Öls zu machen. Ätherisches Öl in der gewünschten Verdünnung in die Ellenbogenbeuge, und 24 h abwarten. Keine Rötung: gesicherte Verwendung. Das erscheint dir lang, weil du sofort loslegen willst? Better be safe than sorry, dear! 🫶
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Ursachen von Allergien
Die genauen Ursachen für Allergien sind vielschichtig. Neben genetischer Veranlagung spielen Umweltfaktoren, Lebensstil und Darmgesundheit eine Rolle.
Wichtige Einflussfaktoren:
Genetik: Allergien treten häufig familiär gehäuft auf.
Hygiene-Hypothese: Zu sterile Umgebungen führen zu einer geringeren Immunabwehr.
Darmflora: Ein Ungleichgewicht der Darmbakterien (Dysbiose) kann Allergien begünstigen. (S. gern auch meinen Blogartikel dazu)
Toxische Belastung: Umweltgifte und Zusatzstoffe können das Immunsystem irritieren.

Gängige Behandlungswege und ihre Nebenwirkungen
Die konventionelle Behandlung von Allergien konzentriert sich hauptsächlich auf die Symptomlinderung:
Antihistaminika: Blockieren Histaminrezeptoren, können aber Müdigkeit und Mundtrockenheit verursachen.
Kortison-Präparate: Wirken stark entzündungshemmend, können jedoch bei längerer Anwendung zu Hautverdünnung, Gewichtszunahme und erhöhtem Infektionsrisiko führen.
Desensibilisierung (Hyposensibilisierung): Eine langfristige Therapie, die das Immunsystem an das Allergen gewöhnen soll, aber nicht immer erfolgreich ist.
Ätherische Öle als natürliche Hilfe bei Allergien
Ätherische Öle können helfen, die Beschwerden zu lindern, indem sie:
Entzündungen reduzieren
Das Immunsystem regulieren
Die Histaminausschüttung bremsen
Symptome wie Juckreiz, Atembeschwerden oder Hautreizungen mindern
Ätherische Öle zur Symptomlinderung
Ätherische Öle haben sich als vielversprechend bei der Linderung von Allergiesymptomen erwiesen, insbesondere bei Erkrankungen wie allergischer Rhinitis. Studien zeigen, dass bestimmte ätherische Öle bei richtiger Anwendung die Symptome deutlich lindern und die Lebensqualität von Allergikern verbessern können.

Wirksame ätherische Öle
Geraniumöl (Pelargonum graveolens): Wirkt stark antiallergisch und entzündungshemmend, insbesondere in Kombination mit anderen Ölen wie Anthemis Nobilis Blütenöl (Enping, 2018).
Kamillenöl (Chamomilla Recutita) Blütenöl: Bekannt für seine beruhigende Wirkung, trägt es zur allgemeinen Wirksamkeit von zusammengesetzten Ölen bei (Enping, 2018).
Sandelholzöl (Santalum album – Achtung: gefährdet): Wirkt wirksam bei der Linderung von Nasenverstopfung und der Verbesserung der Gesamtsymptome bei Patienten mit ganzjähriger allergischer Rhinitis (Choi & Park, 2016).
Ravensaraöl (Ravensara aromatica): In der Aromatherapie eingesetzt, zeigt es eine deutliche Verbesserung der Nasensymptome und der Lebensqualität (Choi & Park, 2016).
Optimales Anwendungsprotokoll
Inhalation: Die Anwendung eines Inhalators (z. B. AromaStick®) zur Verabreichung ätherischer Öle lindert nachweislich die Symptome der saisonalen allergischen Rhinitis über einen Zeitraum von zwei Wochen (Schneider, 2019).
Nasenspray: Ein hypertonisches Nasenspray auf Basis ätherischer Öle kann 30 Tage lang täglich angewendet werden und verbessert die Symptome und den Nasendurchfluss deutlich (Caimmi et al., 2020).
Aromatherapie-Sitzungen: Das zweimal tägliche, fünfminütige Inhalieren einer Mischung ätherischer Öle kann die Symptomlinderung und die Lebensqualität verbessern (Choi & Park, 2016).
Ätherische Öle können zwar hilfreich sein, es ist jedoch wichtig, individuelle Reaktionen und mögliche Empfindlichkeiten zu berücksichtigen, da nicht jeder Mensch die gleiche Linderung erfährt.
Ätherische Öle zur Verbesserung der Histaminintoleranz
Nelkenöl (Syzygium aromaticum): Wirkt stark antibakteriell gegen Morganella morganii, ein wichtiges Histamin produzierendes Bakterium. Sein Wirkstoff Eugenol trägt maßgeblich zu dieser Wirkung bei (Lomarat et al., 2013).
Zitronengrasöl (Cymbopogon citratus): Zeigt eine hohe Hemmwirkung auf histaminbildende Bakterien mit einer minimalen Hemmkonzentration (MHK) von nur 0,14 µg/ml gegen bestimmte Stämme (Sangcharoen et al., 2009). Es enthält außerdem Citral, das seine antibakteriellen Eigenschaften verstärkt (Lomarat et al., 2013).
Thailändisches Basilikumöl (Ocimum basilicum): Hemmt alle getesteten Stämme histaminbildender Bakterien und zeigt damit sein breites antibakterielles Potenzial (Sangcharoen et al., 2009).
Knoblauchöl (Allium sativum) und Zwiebelöl (Allium cepa), insbesondere bestimmte Fraktionen oder Extrakte, hemmen wirksam die Histaminfreisetzung und können so die Symptome einer Histaminintoleranz lindern. Diese Öle können bei der Behandlung von Allergien und entzündlichen Erkrankungen hilfreich sein (Lawrence et al, 1985).
Praktische Anwendung: Rezept für die Pollensaison (von meinen lieben französischen Kollegen Arnaud Géa & Philippe Banel aus ihrem großartigen Buch „Physiologie & Huiles Essentielles")
Zutaten:
Anwendung:
Am Abend vor dem Schlafengehen und am Morgen nüchtern: jeweils 1 Tropfen der beiden Öle in einen TL Basisöl (Olive, Raps…) mischen. Einige Zeit im Mund lassen und dann schlucken.
Die Anwendung sollte einige Tage vor der persönlichen Pollenperiode begonnen werden. Während dieser Pollenzeit wird die Anwendung an 5 Tagen von 7 getätigt. Also 5 Tage einnehmen, 2 Tage Pause. Usw.
Die Anwendung ist für Erwachsene, nicht schwangere oder stillende.
Fazit zu ätherischen Ölen und Allergien:
Ätherische Öle bieten eine sanfte, aber wirkungsvolle Unterstützung bei Allergien. Sie können sowohl akute Symptome lindern als auch langfristig das Immunsystem ausgleichen und die Histaminverträglichkeit verbessern. Wichtig ist eine qualitativ hochwertige Auswahl der Öle sowie eine fachkundige Anwendung. Kontaktiere mich gern für ein kurzes Erstgespräch, wenn du Fragen dazu hast.
Hast du bereits Erfahrungen mit ätherischen Ölen bei Allergien gemacht? Teile sie gerne in den Kommentaren!
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