Sanddorn, Dornbusch, Fasanenbeere, Haffdorn, Seedorn... Die orangeleuchtende Pflanze hat viele Namen und viele Verwendungen. Welche gibt es in der Aromatherapie und was ist das therapeutisch Besondere an diesem beerigen Vitamin-C-Knaller?
Der lateinische Name des Sanddorns lautet Hippophae rhamnoides. Hippo wie Pferd und phaes wie leuchtend. Was das Pferd genau da macht entzieht sich meiner Kenntnis. Leuchtend passt jedoch selbstredend super, denn wer schon mal einen spätsommerlichen Ostseespaziergang gemacht hat konnte mit den leuchtenden kleinen Beeren, die einem aus den dornigen Büschen entgegenstrahlen, Bekanntschaft machen. Apropos dornig: rhamnus bedeutet Dorn, und das passt ebenfalls großartig – auf die umständliche Ernte auf Grund der massiven und wehrhaften Dornen des Sanddorns komme ich später noch.
Erstmal zur Botanik:
Sanddorngewächse sind sommergrüne Sträucher von 1 bis 6 m Höhe. Das interessante ist das tief- und weitrechende Wurzelsystem, das sich 1,5 bis 3 Meter in die Tiefe und nach unten und in die Breite bis zu 12 Meter in alle Richtungen erstreckt.[1] So kann sich der Sanddorn auch auf flachen Böden, wie sie an Küstengebieten mit Steilufern vorkommen, sehr wirksam verankern.
Ab März blüht Sanddorn mit kleinen, gelblichen Blüten bis in den Mai hinein. Von Anfang August bis Anfang Dezember bringt die Pflanze dann die typischen 6 bis 8 mm langen, etwas ovalen und quietschorangen bis gelben Früchte aus. Um einen einzigen Samen pro Frucht bildet sich das weiche Fruchtfleisch. Aus Samen und aus dem Fruchtfleisch werden zwei großartige Öle gewonnen, die in der Aromatherapie Verwendung finden:
Das Sanddorn-Fruchtfleisch-Öl
Das Sanddornfruchtfleischöl wird aus den sonnengereiften, vitaminreichen Sanddornbeeren gewonnen und enthält als einzige Obstfrucht oft über 2% Öl im Fruchtfleisch.[2] Das Öl wird durch Kaltpressung oder Zentrifugieren gewonnen. Es ist ein wertvolles Öl, das viele unterschiedliche Inhaltsstoffe hat. Vitamine, insb. Carotinoide, Vitamin E, K, Provitamin A,, Farbstoffe die die Beeren vor Oxidation und Fäulnis bewahren und auch unsere Zellen vor aggressiven Stoffen schützen und unsere Abwehrkräfte stärken. Fettbegleitstoffe machen freie Radikale unschädlich und schützen vor Zell- und DNS-Schädigungen. Sie wirken außerdem antitumoral. Durch den hohen Anteil an Palmitoleinsäure, einer einfach ungesättigten Fettsäure die sonst fast nur in tierischen Fetten vorkommt ist Sanddornfruchtfleischöl extrem pflegend und schützend. Zusätzlich kann es durch einen hohen Tocopherol- und Carotinoidgehalt unsere Haut ideal vor Umwelteinflüssen schützen. Es wird mit Erfolg zur Vor- und Nachsorge bei Strahlentherapie angewandt ebenso wie bei Verbrennungen, Wundliegen oder schlecht heilenden Wunden. Auch als After-Sun repariert es die von der Sonne angegriffenen Zellen.
Im Schleimhautbereich ist es DER Spezialist, ob im Mundbereich bei Aphten, anderen Entzündungen oder nach Chemotherapie (pur), oder die Speiseröhre hinunter bis zu Magen, wo es bei Gastritis oder sogar Helicobacter pylori bereits erfolgreich eingesetzt wird. Auch im rektalen oder vaginalen Bereich kann Sanddornfruchtfleischöl nach Operationen oder Wunden die Schleimhaut heilen und wieder geschmeidig machen.
Im Hautbereich ist es nicht nur bei Sonnenbrand unersetzlich, sondern auch bei jugendlicher Problemhaut, bei spröder oder trockener und irritierter Haut jeden Alters.
Wegen der intensiven orangefarbenen Farbstoffe sollte das Sanddornfruchtfleischöl stets mit anderen Ölen vermischt werden. Ein Anteil von 10 Tropfen auf 100 ml Pflanzenöl sind vollkommen ausreichend – und färbt auch dann noch genug, wenn doch einmal ein Spritzer ungewünscht daneben geht.
Sanddornfruchtfleischöl eignet sich auch wunderbar zur inneren Einnahme. Wie oben erwähnt bei Magenproblemen als Kur, aber auch zur Sonnenvorbereitung innerlich eingenommen ca. 4-6 Wochen VOR dem Urlaub in der Sonne oder VOR dem beginnenden Sommer. Für eine Kur nimmt man morgens und abends vor dem Essen jeweils einen Teelöffel zu sich. Das Öl ist sehr wohlschmeckend und kann bei Kindern auch in den Joghurt oder Saft gegeben werden. Es stärkt den ganzen Organismus, vor allem das Immunsystem.
Von feeling gibt es übrigens auch einen sehr wohlschmeckenden Saft mit Sanddorn und Acerola, wem das Öl an sich zu ölig oder unheimlich ist (sollte es nicht sein!). Der Sannddorn-Elixier (so der Name) erhält noch mal mehr Vitamin C, verringert so Müdigkeit und stärkt das Immunsystemwährend oder nach intensiver körperlicher Tätigkeit. Auch hier wird morgens und abends 1 TL unverdünnt oder in Wasser eingerührt eingenommen, eine 7-Tages-Kur, die man mit einer Flasche von 100 ml genau hinbekommt ist schon super hilfreich und gibt ganz viel Power!
Das Sanddorn-Samen/Kern-Öl
Das Kernöl des Sanddorns unterscheidet sich sehr vom Fruchtfleischöl. Es ist kräftig gelb bis rötlich und hat nicht den fruchtigen Geschmack des Fruchtfleischöls. Durch einen hohen Anteil an der mehrfach ungesättigten a-Linolensäure ist es ausgezeichnet als Hautpflegemittel, wird jedoch schneller ranzig. Es ist in der Zusammensetzung ungefähr mit dem Hagebuttensamenöl vergleichbar, das ja auch in der Gesichtspflege großartig eingesetzt wird und als Rosehip-Oil sowohl Absatz- als auch Verkaufspreisrekorde bricht... Das Sanddornkernöl ist durch die a-Linolensäure in Kombination mit Linol- und Ölsäure nicht nur äußerlich sondern auch innerlich eingenommen großartig für die Haut, da es die Zellregeneration stärkt indem es die Funktionsfähigkeit der Zellmembranen unterstützt und die Zellteilung und somit die Regeneration der Haut aktiviert.
Anbau und Ernte
Sanddorn benötigt ca. 6 bis 8 Jahre bis zur ersten Ernte, und hat dann extrem schwierige Erntebedingungen. Die wehrhaften Büsche machen eine Pflückung per Hand schier unmöglich, auch die maschinelle Ernte der Beeren alleine ist schwer, denn diese würde zum Zerquetschen der weichen Beeren führen und damit zum Verlust des wertvollen Sanddornfruchtfleischöls.
Daher werden die früchtetragenden Zweige abgeschnitten und in großen Kühlhäusern eingefroren. Einmal tiefgekühlt werden die Zweige geschüttelt, gerüttelt, bewegt, um die Beeren abzuwerfen. So macht es die Industrie. Keine nachhaltige Methode, wenn man die Energieressourcen betrachtet, die für diesen Vorgang verwendet werden.
Kultivierung
Der Ursprung des Sanddornanbaus verdanken wir in Deutschland der damaligen DDR. Im heutigen Mecklenburg-Vorpommern wurde der Vitamin-C-Lieferant par excellence seit den 1960er Jahren angebaut, erforscht, weitergezüchtet. 1980 wurde die erste Kultursanddorn-Plantage in Ludwigslust angelegt, bis 1989 wurden in der dortigen Region und im Bezirk Potsdam auf über 150 ha Sanddorn angebaut. Nachdem nach der Wende viele Flächen verfielen expandiert der Anbau jetzt wieder, in Brandenburg allein auf 300 ha, in Mecklenburg-Vorpommern auf rund 200 ha und in Sachsen-Anhalt auf ca. 100 ha. Leider kam es im Pionieranbaugebiet Ludwigslust (2017 Ernte 70 Tonnen!) es in den letzten Jahren zu einem Absterben der Sanddornsträucher. Die Ursache ist unbekannt oder nicht öffentlich ersichtlich und führen heute, 2022, zu einer Einstellung des Anbaus in diesem Gebiet. Andere Gebiete in Deutschland sind nicht betroffen. Parallelen zum Absterben der Lavandin-Felder in Südfrankreich erscheinen im Geiste, Stichworte Monokultur und vorab erwähnte „ernteoptimierte“ Züchtungen...? Fragen, denen nachzugehen ist.
Die Anbaufläche Deutschland ist international gesehen auch nicht bedeutend, größter Produzent ist die Volksrepublik China mit über einer Million Hektar Anbaufläche (übrigens auch die Ursprungsstätte des Sanddorns vor seiner Reise in Richtung Westen und Europa). In Europa ist auch Frankreich mit dem Anbau von Sanddorn beschäftigt, v.a. in den südlichen und hohen Alpen.
Übrigens: im September gibt es für alle im Berliner Raum einen Besuch bei Sandokan, dem Sanddornbetrieb in der Nähe von Potsdam! Ich organisiere das für alle Aromainteressierten, aber auch Liebhaber von natürlichen und regionalen Produkten und alle, die mal wieder Lust haben, einen Sonntag im wunderschönen und grünen Umland zu verbringen. Familie und Friends können gerne mitgenommen werden. Wer Interesse hat schreibt gerne an meine E-Mail des Arbeitskreises Aromatherapie beim Aroma-Forum-International AK-Berlin@aroma-forum-international.eu
Und: Sanddorn ist auch Feature-Öl im neuen Jahreszeiten-Wald-Seminar „HerbstSonne“ am 17.09. Wir treffen uns live online, und wer die drei Öle des Seminars (Perückenstrauch, Sanddorn und Zypresse) nicht zuhause hat kann das AromaPackage gleich zum Seminar dazubestellen! Frühbucherrabatt gibt es zusätzlich noch bis 31.08. Wir sehen uns!?!
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